Test: Wildcat Gun Machine (2024)

Wenn der Bildschirm vor lauter auf euch zu fliegenden Kugeln kaum noch zu erkennen ist, die virtuelle Luft bleihaltig wird und das Ausweichen vor den Geschossen zur Kunstform aufsteigt, dann kann das nur eines bedeuten: Ihr befindet euch in einem Bullet-Hell-Spiel und müsst es mit einer gegnerischen Übermacht aufnehmen, von der andere Spiele nur träumen können. Vom australischen Indie-Entwickler Chunkybox Games kommt mit Wildcat Gun Machine jetzt ein neuer Vertreter für das Genre, den wir uns auf der Nintendo Switch einmal näher angesehen haben.

Test: Wildcat Gun Machine (1)

Wieso? Weshalb? Warum? Egal!

Schon direkt nach dem ersten Spielstart wird klar, dass sich Chunkybox bei der Entwicklung des Spiels kompromisslos auf das Gameplay konzentriert hat. Eine Einleitung oder überhaupt eine Handlung gibt es nicht und auch die Anleitungen im laufenden Spiel sind so reduziert, dass wir nicht sicher sagen können, ob die Entwickler faul oder bewusst minimalistisch waren. Aufgrund des ersten guten Eindrucks, den die schön gestaltete Cartoon-Grafik und der wuchtige Soundtrack hinterlassen, wollen wir aber von Letzterem ausgehen, selbst wenn ein wenig Kontext dem Spiel ohne Frage gut getan hätte.

Anfangs lediglich mit einer einfachen Pistole ausgestattet, bewegen wir uns in isometrischer Sicht durch die ersten Räume des High-Tech-Dungeons in dem wir uns aus unbekannten Gründen befinden; Nur in Gesellschaft von einigen weißen Katzen, die unsere verbleibenden Leben darstellen, den Leichen gefallener Soldaten und unzähligen Monstern, die stilistisch immer wieder den Eindruck erwecken, eine Cartoon-Variante von Doom zu spielen. Die ersten Konfrontationen fallen dabei noch sehr einfach aus und geben uns einen Eindruck von dem uns erwartenden Spielprinzip: Jeder Raum im Dungeon verwandelt sich mit unserem Eintreten in eine Arena in der uns Wellen von Monstern angreifen und besiegt werden wollen, ehe wir in den nächsten Raum weiterlaufen können. Die einzelnen Räume bilden farblich zusammengehörige Abschnitte und für den Zutritt zu anderen Bereichen müsst ihr zuerst einen passenden Schlüssel finden, ehe ihr eure Reise fortsetzen könnt. Bosse am Ende jedes Abschnitts geben, nachdem alle besiegt wurden, den Weg zum besonders kniffligen Boss des aktuellen Aktes frei und nach dessen Niederlage geht es für euch auf einer neuen Karte, in einem neuen Akt wieder von vorne los.

Test: Wildcat Gun Machine (2)

Abwechslung schaffen, neben den immer neuen Monstern und Gebieten, vor allen Dingen das Arsenal aus 40 unterschiedlichen Waffenarten, sowie die Fähigkeiten zum Sprinten und Granaten werfen, die ihr im ersten Akt freischaltet und im Laufe des Spiels mit von besiegten Monstern gesammelter Währung weiter verbessern könnt. Dabei spielen sich gerade die Waffen, die ihr im Laufe des Spiels entweder findet oder ebenfalls freischaltet, zum großen Teil sehr unterschiedlich und bieten mit Lasergewehren, Flammenwerfern, Schrotflinten und Zielsuch-Geschossen (um nur einige zu nennen) für jeden Geschmack das Passende. Zuletzt bietet das Spiel euch noch den namensgebenden “Gun-Machine”-Modus in dem ihr für kurze Zeit unbesiegbar werdet und über gesteigerte Feuerkraft verfügt, nachdem ihr zuvor genügend Feinde ohne eine Niederlage abgeschossen habt. Da dies nicht allzu oft vorkommt, sollte der Modus für die maximale Wirkung überlegt eingesetzt werden

Freigeschaltet, ausgerüstet und gewechselt werden die jeweils zwei Waffen, die ihr mit in den Kampf nehmen könnt, am zentralen Kontrollpunkt jeder Karte an dem ihr auch immer wieder neu startet, nachdem ihr alle Leben verloren habt. Ein direktes Game Over gibt es dementsprechend nicht, auch wenn mit dem Verbrauch aller Leben alle zuvor besiegten Monster auf der Karte wiederbelebt werden und ihr ein wenig eurer erspielten Währung einbüßt. Die bereits freigespielten Bereiche und Ausrüstungsgegenstände bleiben euch allerdings erhalten und da ein Besuch des Kontrollpunkte zu jeder Zeit im Spiel alle Leben samt Munition wieder auffüllt, ist die Vermeidung einer finalen Niederlage nur eine Frage eurer persönlichen Laufbereitschaft. Die Aussicht auf unendlich viele Leben bedeutet aber nicht, dass der Titel nach den ersten einführenden Kämpfen nicht herausfordernd wäre. Gerade die Bosse sind wahre Bullet-Sponges und benötigen einen ganzen Haufen Treffer, ehe sie das Zeitliche segnen und einige der Räume mit regulären Gegnern können sogar noch ein wenig schwieriger sein. Durchschnittlich könnt ihr zwölf Stunden bis zum erreichen des Abspanns einplanen, während Genre-Profis dieses Spielzeit halbieren können. Einmal durchgespielt, bietet das Spiel, frei von Erfolgen oder anderen Schwierigkeitsgraden, aber kaum Wiederspielwert, was bei den aktuell geforderten 14,99 Euro vertretbar, aber dennoch schade ist. Ein Zähler für Punkte, die benötigte Zeit oder fehlerfrei besiegte Monster hätte den Titel zu einer interessanten Alternative für Speedrunner machen können. So ist das Potential des Spiels, trotz all seiner Qualitäten, leider ein wenig begrenzt.

Test: Wildcat Gun Machine (3)

Technisch gut, akustisch okay

Obwohl die isometrische Ansicht für einen Bullet-Hell-Shooter ungewohnt ist, laufen die Kämpfe nach einer kurzen Eingewöhnung bemerkenswert gut. Ursache hierfür sind die immer klar und flüssig animierte Grafik und der gut ausbalancierte Spielfluss, der dafür sorgt, dass sich der Titel trotz der mit den Gegnermassen steigenden Herausforderung nie unfair anfühlt. Auch die Steuerung funktioniert nahezu durchgehend problemlos, obwohl es zwei oder drei Situationen gab, in denen unser Charakter an einer Kante festhing oder von Gegnern in einer Ecke eingekesselt wurde und sie nicht rechtzeitig besiegen konnte, ehe sie uns zu Boden geschossen haben. Der Soundtrack passt sehr gut zum Spiel und bietet in jedem Kartenbereich ein neues Stück. Leider laufen die jeweils etwa zwei Minuten langen Melodien in einer Endlosschleife, bis ihr den Kartenausschnitt verlasst, was je nach Spielgeschwindigkeit auch mal nerven kann. Hier wäre ein wenig mehr Inhalt ebenfalls eine schöne Sache gewesen.

Test: Wildcat Gun Machine (4)

Fazit:

Zugegeben: Bei unserem ersten Start des Titels machte Wildcat Gun Machine noch nicht allzu viel her. Die fehlende Handlung und das anfangs noch sehr einfache Spielgeschehen vermittelten trotz der schönen Grafik den Eindruck, hier einen Titel zu haben, der nach einer Stunde beendet ist, um dann für immer im virtuellen Regal der Switch-Spielebibliothek zu verstauben. Mit dem weiteren Spielen wurde der Titel aber nicht nur herausfordernder, sondern auch spürbar interessanter und motivierte mit seiner Levelaufbau und den immer neuen freischaltbaren Waffen regelmäßig dazu, sich noch einmal für die eine oder andere Session an ihn zu setzen. Doch allen Qualitäten, die der Titel Freunden des Genres bietet, zum Trotz, ist es auch mit viel Wohlwollen kaum bestreitbar, dass Wildcat Gun Machine eine Menge seines Potentials verschenkt. Eine fehlende Handlung, ein nicht vorhandener Wiederspielwert und ein kurzer, wenn auch guter, Soundtrack sind für sich genommen jeweils kein Drama. In der Summe dann aber doch wieder für eine Wertung relevant. Wer das Genre aber liebt und sich an den genannten Punkten nicht stört, kann trotzdem beruhigt zugreifen und mit dem Titel kurzweilig Spaß haben.

Test: Wildcat Gun Machine (2024)
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Author: Jeremiah Abshire

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